So bewertet RedHawks-Trainer Peter Günschel den Basketball-Standort Potsdam
Der neue RedHawks-Trainer Peter Günschel über den Saisonstart nach dem Wiederaufbau und wie er den Basketball-Standort Potsdam einschätzt.
Potsdam. In der zurückliegenden Saison mussten die RedHawks Potsdam ihr Team vom Spielbetrieb in der 1. Basketball-Regionalliga Nord abmelden. In der neuen Spielzeit treten sie nun in der 2. Regionalliga Ost an – und haben für den Neuaufbau einen erfahrenen Trainer angeheuert: Peter Günschel, der als Assistenzcoach in der 1. Bundesliga für die BG Göttingen und die Telekom Baskets Bonn arbeitete und selbst schon 2013 bei den TKS 49ers in der 2. Bundesliga ProB seine erste Cheftrainerstelle besetzte. Nach seiner Zeit dort übernahm Günschel 2015 das Förderteam von s.Oliver Würzburg in der ProB und assistierte in der Erstligamannschaft. Anschließend machte er als Jugendtrainer bei Alba Berlin weiter und ist hauptberuflich als Dozent für Sportspiele an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig. Bei den RedHawks soll er nun das ambitionierte Projekt, das ursprünglich in die 2. Bundesliga ProB führen sollte, zurück auf die Erfolgsspur bringen. Nach den ersten vier Spieltagen steht er mit seinem jungen Team auf Tabellenplatz zwei.
Foto: Detlev Scherbarth MAZ
Herr Günschel, gegen die Freibeuter Berlin konnte zuletzt der dritte Sieg im vierten Spiel eingefahren werden. Wie zufrieden sind Sie mit der Partie und dem Start im Allgemeinen?
Peter Günschel: Es war gut, so ein physisches Spiel gewonnen zu haben. Die Energie und die Arbeitseinstellung meiner Mannschaft haben gestimmt. Dennoch haben wir auch in dieser Partie viele Defizite aufgezeigt bekommen und mussten hart für die Punkte kämpfen.
Sie stehen jetzt nach vier Spieltagen auf dem zweiten Platz. Selbst davon überrascht oder haben Sie damit gerechnet?
Die Tabelle stimmt so aus meiner Sicht nicht. Wir haben eine sehr heterogene Truppe beisammen, der eigentlich noch ein paar mehr etablierte Spieler fehlen, um da wirklich oben mitspielen zu können.
Ist Ihnen der Start aus pädagogischer Sicht fast zu gut verlaufen?
Nein, ganz so würde ich es nicht sagen. Es tut schon gut, die drei Siege auf dem Konto zu haben, weil wir sie später noch brauchen werden. Wir sind nur noch nicht so gut, wie es die Tabelle gerade aussagt. Gegen Cottbus hatten wir 17 Punkte Vorsprung und es wird am Ende noch mal eng. Wir haben noch nicht die Qualität, so ein Spiel souverän runter zu spielen. Das ist aber auch nicht überraschend.
Weil die Mannschaft nach dem Zwangsabstieg und dem Restart vor der Saison komplett neu zusammengestellt werden musste?
Das ist eine zusammengewürfelte Truppe mit sechs, sieben Spielern, die noch gar nicht auf diesem Niveau agiert haben. Für uns geht es in dieser Saison vor allem darum, die RedHawks in sicheren Fahrwassern zu halten, um wieder Stabilität für das ganze Programm zu gewinnen. Und es geht darum, junge Spieler heranzuführen und sie langfristig bei uns als Leistungsträger zu etablieren.
Foto: Detlev Scherbarth MAZ
Wie kam es zu Ihrer Zusammenarbeit mit den RedHawks zur neuen Saison?
Ich hatte die RedHawks schon seit zwei, drei Jahren auf dem Schirm. Verein und Vorstand sind sehr ambitioniert aufgestellt. Das passt gut zu meinen persönlichen Vorstellungen. Potsdam ist zudem aus meiner Sicht ein hochattraktiver Standort für Basketball, weil Fußball nicht alles überlagert, die Stadt aber dennoch eine gewisse Größe mit sich bringt.
Wie weit sind die RedHawks als Verein schon aus Ihrer Sicht?
Es wird auf jeden Fall versucht, auf allen Ebenen langfristige Strukturen aufzubauen. Es muss aber der Anspruch sein, dies überall noch weiter zu professionalisieren. Wir sind auf einem sehr guten Weg, müssen uns aber immer wieder selbst ehrlich fragen, was wir noch besser machen können.
Man hört, dass Ihre Rolle dabei mehr ist als die eines klassischen Trainers?
Für mich ist wichtig, dass der Club mit jungen Spielern arbeiten will und einen ambitionierten Weg verfolgt. Mit Talenten zu arbeiten und den Fokus auf das Grundlagentraining zu richten, ist das, was mir Spaß macht. Durch den Neustart im Sommer war ich darüber hinaus ganz sicher auch im hohen Maße bei der Spielerakquise involviert. Das war aber gar nicht so leicht. Denn so profan das klingt: Potsdam liegt nicht in Berlin. Das hat die Akquise schwieriger gemacht. Einigen Spielern, die ich gerne geholt hätte, war der Weg zu aufwendig. Wir haben vier, fünf Leistungsträger im Kader, aber es fehlt noch die Tiefe. Daher sind die drei Siege bis hierhin so wichtig.
Auch vor dem Hintergrund der genannten Ziele – wo wollen Sie mit Ihrem Team am Ende der Saison gerne tabellarisch landen?
Mein Wunsch wäre es schon, die Tabelle in den Top-Drei zu beenden. Es hängt aber davon ab, ob Leistungsträger verletzungsfrei durch die Saison kommen und häufig genug zur Verfügung stehen. Viel wichtiger ist es, den Verein nach der letzten Saison zu stabilisieren und als Marke in der Regionalliga zu etablieren.
Und langfristig?
Die Nachwuchsarbeit bei den RedHawks ist schon auf einem guten Weg. Mein Co-Trainer Max Haus ist auch Trainer der U14 und macht dort richtig gute Arbeit, die uns hoffentlich in drei, vier Jahren schon die ersten Talente für das erste Team beschert. Junge, motivierte Trainer im Verein zu haben, ist sehr wichtig und das Fundament für alle Ziele, die der Club in Zukunft verfolgt. Ich gebe dabei aktuell vor allem sportliche Strukturen vor und fungiere für die Coaches als Mentor.
Haben Sie sich die Arbeit so vorgestellt, als sie den Posten im Sommer angetreten haben und fühlen Sie sich wohl?
Ich habe wirklich großen Spaß an der Arbeit. Es ist an der einen oder anderen Stelle sicherlich auch etwas schwieriger geworden, als ich mir das vorher gedacht habe. Ein paar mehr erfahrene Spieler wären gut gewesen, um direkt einen noch stabileren Kader zu haben. Aber ich nehme diese Herausforderung an und arbeite gerne mit jungen, hungrigen Spielern zusammen. Insgesamt muss ich sagen, dass bei den RedHawks für so einen jungen Verein schon sehr viel richtig gemacht wird. Darauf lässt sich aufbauen.
Ronald Tenbusch
MAZ
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