Artikel vom 21. April 2021 Märkische Allgemeine Zeitung / David Joram

Der neue RedHawks-Trainer Lars Bothe plant bereits die kommende Saison – noch aber ist ungewiss, in welcher Liga der Basketball-Club dann spielen wird.

„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, hat vor vielen Jahren mal der bundesrepublikanische Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) gesagt. Auch dieses launige Bonmot stammt von ihm: „Willen braucht man. Und Zigaretten.“ Und weil der bekennende Raucher es trotz seines immensen Glimmstängel-Konsums bis ins 96. Lebensjahr schaffte, ist an den Schmidt’schen Grundsätzen zumindest ein bisschen was dran.

Die Sache mit dem Willen dürften die Macher hinter dem Potsdamer Basketballverein RedHawks wahrscheinlich genauso sehen, dann aber enden die gemeinsamen Ansichten. Die Visionen, die der Club hat, sind mindestens so heiß wie einst Schmidts Feuerzeug. „Das Ziel ist es, neben Alba Berlin ein ernstzunehmender Club zu werden“, sagt zum Beispiel Robert Schünemann, Marketing-Vorstand der RedHawks.

Unser Traum ist die 1. Regionalliga

Für ihn und seine Mitstreiter steht fest, dass sich der hochambitionierte Basketballclub selbst von der Coronavirus-Krise nicht von seinen Träumen abhalten lassen will. Man habe keine Mitglieder verloren, „hier ist eine Vision entstanden“, sagt Schünemann. Jetzt sollen die nächsten Schritte folgen, doch ganz so einfach ist die Lage nicht.

Noch stecken die RedHawks in der 2. Regionalliga fest, die sie lieber heute als morgen verlassen wollen, natürlich nach oben – in die 1. Regionalliga. Sportlich war das Vorhaben nicht zu realisieren, eine reguläre Saison durch die Corona-Lage nicht möglich. „Wir hoffen, einen Lizenzantrag für die 1. Regionalliga stellen zu können“, sagt Schünemann und betont: „Unser Traum ist die 1. Regionalliga, dort wollen wir in die Play-offs kommen und versuchen aufzusteigen. Mittelfristig wollen wir uns in der ProB etablieren.“ Visionen eben.

Warten auf die Entscheidung der Liga

Bevor die ProB, Deutschlands dritthöchste Liga, Thema bei den RedHawks wird, dreht sich aber alles um die Frage, ob der Verein überhaupt für die 1. Regionalliga zugelassen wird. „Bis zum 31. Mai kann für die jeweiligen Ligen gemeldet werden. Weshalb wir nicht vor Juni mit einer Entscheidung rechnen“, sagt Schünemann. Bis dahin bleiben Fragen: Verzichten manche Teams auf ihr Startrecht? Wie viele Mannschaften wollen nach oben? Findet womöglich noch ein Turnier statt, um sich sportlich zu qualifizieren? Auf die Antworten sind sie in Potsdam gespannt.

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Während das Prozedere läuft, geht die tägliche Arbeit bei den RedHawks jedenfalls weiter. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Zusammenstellung des Kaders für die kommende Saison – was ein ziemlich heikles Thema werden könnte. Denn die sportlich stärkeren Spieler, mit denen der Verein mittelfristig so gerne die ProB ins Visier nehmen würde, verspüren wenig Lust darauf, in der 2. Regionalliga Bälle in die Körbe zu werfen. „Für die absoluten Topspieler ist das entscheidend“, sagt Lars Bothe, der Anfang April neu verpflichtete Coach der RedHawks. Schließlich sei der Qualitätsunterschied zwischen 1. und 2. Regionalliga „enorm“.

Bothe muss es wissen, der 39-Jährige verfügt als Coach bereits über die entsprechende Erfahrung in der gewünschten Klasse. Auch deshalb hat ihn der Verein als Wunschtrainer angepriesen, mit dem man sich für die kommenden Aufgaben optimal vorbereitet fühle. „Wir haben die letzten Wochen zahlreiche Gespräche mit möglichen Kandidaten geführt. Am Ende hat Bothe uns mit seiner Erfahrung, seinem Konzept und seiner Zielstrebigkeit überzeugt“, wird RedHawks-Präsident Patrick Rapsch in einer Vereinsmitteilung zitiert. „Er bringt das nötige Feuer mit“, findet Rapsch.

Spieler schon fix

Zunächst aber ist Bothe, dem der bisherige Chefcoach Reza Ghasseminia assistieren wird, als kühler Kaderplaner gefragt. Er will ein Team für die 1. Regionalliga zusammenstellen, drei Spieler seien „schon fix“, zwei Außenspieler und ein Innenspieler. „Wir wollen Spieler, die mittelfristig eine klare Potsdamer Identifikation haben“, sagt Bothe, das Alter spielt eher eine untergeordnete Rolle. „Wenn wir den Anspruch haben, um einen Aufstiegsplatz in der 1. Regionalliga zu spielen, dann geht das nicht nur mit jungen Spielern.“ Mindestens in die Play-offs will Bothe mit seinem Team kommen, also unter den Top Vier der Tabelle landen. „Dafür brauchen wir in einem 16er- oder 17er-Kader auch Erfahrung.“

Mit dem bisherigen Kader führt Bothe auch Gespräche. Man tausche sich aus, schaue, wer sich welche Rolle in der ersten Regionalliga vorstellen könne und wer auch den erhöhten Trainingsumfang – geplant sind ab dem Vorbereitungsstart am 1. Juli vier Einheiten pro Woche – absolvieren könne. „Für einige wird’s schwer, aber die Entscheidung wird nicht nur aufgrund der sportlichen Leistung getroffen“, sagt Bothe.

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Spätestens Mitte September, wenn die neue Runde voraussichtlich beginnt, will der Trainer eine eingespielte Mannschaft beisammen haben, die teamorientierten Basketball spielt („keine one-man-shows“). Aus dem aktuellen Team sollen Dennis Teucher, Thomas Schoeps, Colin Craven, Tim Decker und Cliff Concalo auch künftig das Gerüst bilden: Vor allem Teucher soll vorangehen, ihn wünscht sich Bothe als „Anführer“ einer Mannschaft, die in der 1. Regionalliga gleich vorne angreifen kann.

Und falls die RedHawks doch in der 2. Regionalliga starten müssten? „Dann lautet das klare Ziel Aufstieg“, sagt Bothe. Diese Mission könnten er und die RedHawks wohl auch ohne große Vision meistern.

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Artikel auf Sportbuzzer.de und Märkische Allgemeine Zeitung
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